Hartmut Bremer: Beauftragter für nachhaltiges Wirtschaften beim VGL Baden-Württemberg
Das Thema Nachhaltigkeit wird im Garten- und Landschaftsbau immer wichtiger. Auf der Mitgliederversammlung des Verbands Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Baden-Württemberg e.V. (VGL), im März 2023, wurde Hartmut Bremer, Geschäftsführer der Blattwerk GmbH in Stuttgart, als ehrenamtlicher Beauftragter für nachhaltiges Wirtschaften vorgestellt. Bremer ist aus Sicht des VGL-Vorstands aufgrund seiner großen Vorkenntnisse gerade im Bereich des CO2-Fußabdrucks, eine Idealbesetzung.
Wichtiges Bindeglied
Blattwerk übernimmt in der Branche seit Jahren eine Vorreiterrolle, wenn es um klimaverträgliches Agieren im Betrieb, aber auch im Kundengarten geht. Das Unternehmen arbeitet seit Jahren proaktiv an betriebseigenen nachhaltigen Transformationen und war im Jahr 2022 für den Umweltpreis Baden-Württemberg vom Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft nominiert. Blattwerk ist zudem Mitglied im bundesweiten und branchenübergreifenden Netzwerk der Klimaschutz Unternehmen (www.klimaschutz-unternehmen.de).
Hartmut Bremer steckt somit tief im Thema und ist in dieser neu geschaffenen Rolle das Bindeglied zwischen Mitgliedsbetrieben und dem VGL. Seine Position ist für eine größtmögliche Transparenz dem Vorstand angegliedert. Das mittelfristige Ziel ist, dieses Amt in Form eines Nachhaltigkeitslotsen ins Hauptamt zu holen.
Aufklärung und Wissensvermittlung
„Der hohe CO2-Verbrauch, aber auch die Abfall- und Materialentsorgung sind bedeutende Themen im GaLaBau“, beschreibt Bremer, der der Meinung ist, dass die Nachhaltigkeit in der Branche zu wenig thematisiert und gefördert wird. Dies würde er gerne durch Aufklärungsarbeit ändern, ohne dass hieraus irgendwelche Vorgaben resultieren, wie und was die Betriebe zukünftig zu bauen haben. „Wir müssen als Branche zukunftsfähig werden und das schaffen wir nur gemeinsam, denn das Brett ist zu dick, um es als Einzelbetrieb zu bohren“, beschreibt Bremer seine Rolle. Das benötigt Lobbyarbeit und vor allem Wissensvermittlung, denn auch der GaLaBau ist vom Klimaschutzgesetz und den damit verschärften Vorgaben betroffen. „Das ist vielen Mitgliedsbetrieben so noch gar nicht bewusst. Doch die Umsetzung des Klimaschutzgesetzes ist bis zum Jahr 2035 zu leisten und das sind nur noch 12 Jahre. Bis 2030 soll in Baden-Württemberg der Treibhausgasausstoß bereits um 65 Prozent reduziert werden und bis zum Jahr 2040 soll schrittweise die Klimaneutralität erreicht sein“, zeigt Bremer weiter auf. Irgendwann wird auch der private Verbraucher von der Branche verlangen, die verursachten CO2-Emissionen als ein Vergabekriterium offen zu legen. Die kommunalen und gewerblichen Auftraggeber tun dies bereits immer häufiger.
Einblicke
Fit hält sich Hartmut Bremer über verschiedene Veranstaltungen. Beispielsweise ist Blattwerk im Kreis der Klimaschutz Unternehmen im Mai 2023 bei einem großen Kongress in Münster mit dabei. Erfahrungen unterschiedlichster Unternehmen, auch großer „Player“, werden hier ausgetauscht. Des Weiteren verfügt Bremer über ein sehr gutes Netzwerk und ist auf der Suche nach Betrieben, die in diesem Bereich bereits weiter sind als der GaLaBau. „Eine Blaupause für meine neue Aufgabe gibt es nicht, aber ich freue mich sehr, dass ich in die aktive Verbandsarbeit einsteigen darf. Ich möchte den Kolleginnen und Kollegen zuhören und von meinen Erfahrungen berichten. Wir haben im GaLaBau unglaublich viel gegen die Folgen des Klimawandels vorzuweisen, aber das entbindet uns nicht der Pflicht, unsere eigenen Prozesse zu überprüfen“, erklärt Bremer.
Energiewende, Artenschutz, Biodiversität
Neben der Energiewende gehören zu einer nachhaltigen Bauweise auch der Artenschutz und die Steigerung der Biodiversität. „Jetzt gilt es, die Prozesse in den Unternehmen zu überdenken und gemeinsam nach Lösungen zu suchen“, erläutert Bremer. Er kann sich vorstellen, Impulsvorträge auf Regionalversammlungen zum Thema „Wie werden wir in Zukunft bauen“ zu halten. Mit Unternehmen diskutieren, nach Lösungen suchen und wichtige Prozesse, wie beispielsweise die Bildung von Arbeitskreisen, anstoßen sieht er als weitere Aufgaben. Fossile Emissionen und Ressourcen müssen geschont und durch erneuerbare Energien, aber auch alternative Materialien ersetzt werden. „Bei diesem Punkt müssen wir unsere Zulieferindustrie mit ins Boot holen. Beton ohne den Energietreiber Zement, aber mit Recyclinganteilen, nachhaltige Hölzer und die Aufbereitung von gebrauchtem Naturstein sind nur der Anfang eines riesigen Spektrums an Möglichkeiten“, zählt Bremer auf. Beratungen zur Reduzierung der eignen CO2-Emissionen werden auch für GaLaBau-Betriebe bald zum Standard werden.
GaLaBau-Vorzeigebetrieb in Sachen Nachhaltigkeit ist die Firma Gärtnerhof Jeutter in Göppingen, die 2022 mit dem Umweltpreis Baden-Württemberg ausgezeichnet wurde. Eine umweltfreundliche Bewirtschaftung, die eigene nachhaltige Energieerzeugung, E-Mobilität, aber auch Biodiversität und Artenschutz werden auf dem Betriebsgelände und in Kundengärten konsequent umgesetzt. Martin Jeutter unterstützt deshalb Hartmut Bremer zukünftig bei den Themen Artenschutz und Biodiversität.
Für den Herbst 2023 ist eine große Auftaktveranstaltung mit einem Key-Note-Speaker geplant, der möglichst die intrinsische Motivation vieler Mitgliedsbetriebe für das Thema Nachhaltigkeit wecken sollen.
ERFA-Gruppe CO2-Foodprint
Zuerst als Projektgruppe ins Leben gerufen, hat sich mittlerweile aus diesem Kreis eine Erfahrungs-Gruppe gebildet, die von Hartmut Bremer moderiert wird. „Wir arbeiten daran, die CO2-Emissionen, die der Bau eines Gartens mit sich bringt, belastbar zu beziffern. Deshalb quälen wir unsere Lieferanten und Hersteller damit, ihre Produkte mit den entsprechenden Informationen und Preisen zu beziffern, damit der Auftraggeber die Alternativen, Bezug nehmend auf die Nachhaltigkeit, vergleichen kann“ erläutert Bremer. Nur so kann man Kunden bei der Entscheidung für weniger klimaschädliches Bauen unterstützen. Deshalb sind mittlerweile auch einige IT-Anbieter mit im Boot. Es geht um betriebsinterne Prozesse, um die Erfassung der Daten und die passende Berechnung. Das Ziel ist eine standardisierte CO2-Datenerfassung. Laut Bremer hat die Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e.V. (FLL) Gelder beantragt, um zu diesem Thema eine Art Grundlagenforschung betreiben zu können.
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