Recycling-Baustoffe: Nachhaltiger Branchentreff der Region Stuttgart

Einen spannenden Einblick in die nachhaltige Kreislaufwirtschaft von Baustoffen und ihre daraus generierbaren Produkte erhielten die Mitgliedsbetriebe der Region Stuttgart im Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Baden-Württemberg e.V. (VGL) in einem schwäbischen Recyclingunternehmen am Fuße der Alb.

Recycling-Baustoffe: Nachhaltiger Branchentreff der Region Stuttgart

Das informative Gesamtpaket inklusive aktueller Themen aus dem Verbandsgeschehen, lockte rund 90 Mitglieder und Fördermitglieder nach Kirchheim/Teck zur Firma Heinrich Feess GmbH & Co. KG in den beeindruckenden Recyclingpark Kirchheim Rabailen. Geschäftsführer Walter Feess war begeistert vom Interesse der Fachbetriebe.

Nachhaltige Kreislaufwirtschaft bei Baustoffen
Das neue K3-Kompetenzzentrum der Firma Heinrich Feess informiert Architekten, kommunale Entscheider und Verarbeiter darüber, welche nachhaltigen Produkte durch modernste Aufbereitungstechnik aus mineralischen Abbruchmaterialien gewonnen werden. Erdbau, Abbruch und Recycling gehören mit zu den Kernkompetenzen der Firma Fees, die zudem in den Bereichen Altlastenentsorgung, Container, Transporte und Bodenstabilisierung tätig ist. In der sortenreinen Aufbereitung von Baumaterialien aus der „abgebrochenen“ Vergangenheit steckt jedoch besonders viel Herzblut des Unternehmers. „Noch immer greift die Baubranche in Deutschland auf frische Rohstoffe zurück. Das kann ich angesichts der möglichen Aufbereitungstechnik und der hochwertigen Recyclingprodukte einfach nicht verstehen, ganz abgesehen von den teils langen Lieferwegen, die unser Klima zusätzlich belasten“, so Feess, der erklärt, dass Boden, Steine und Bauschutt über 50 Prozent aller Abfälle ausmachen. Eine ortsnahe Aufbereitung spart neben weiten Transportwegen vor allem den Abbau wertvoller Ressourcen. Qualitätsrecycling beginnt laut Feess bereits mit der sortenreinen Trennung auf der Baustelle. Die zweite Stufe erfolgt dann mit der entsprechenden Brecher- und Siebanlagen sowie Separatoren auf dem Recyclinghof. „Ausschlaggebend ist dabei das Wollen“, versichert Feess. Wer nicht hinter diesem Prozess steht, wird die notwendige Qualität nicht allein mit einem hohen Maschineninvestment erreichen. Zurzeit stellt Feess über 40 Qualitäts-Recycling-Baustoffe beziehungsweise Zuschlagsstoffe aus mineralischen Abfällen her, so zum Beispiel auch das Frostschutzmaterial Beton RC 0/45 STS/FSS, welches für den Straßenbau, Parkplätze und Hofeinfahrten einsetzbar ist. „Die Qualität ist bei uns laufend werksüberwacht und wird vier Mal im Jahr vom unabhängigen Institut Dr. Haag geprüft. Für Feess sind die Recyclingprodukte die nachhaltige Alternative zu Primärbaustoffen. Selbst der große Sandbedarf der Bauindustrie könnte zu großen Teilen durch Recycling-Sand gedeckt werden. „Betonsand wäre zu 30 bis 40 Prozent durch dieses Recyclingprodukt substituierbar“, erklärt Feess, doch noch gibt es keine Zulassung. Recycling-Sand enthält auch nach der Trennung immer noch Zementanteile und ist somit sogar selbstverdichtend.

Klimafreundliche Produktion
Eine Photovoltaikanlage produziert die notwendige Energie zusammen mit einer Holzhackschnitzelheizung. Das Regenrückhaltebecken fasst 2,6 Millionen Liter Wasser und deckt den kompletten Bedarf der Brecheranlagen. Recycling-Beton ist sein 14 Jahren zugelassen und findet in Deutschland bislang kaum Verwendung. Das ist für Feess nicht nachvollziehbar, zumal Städte wie Zürich seit langem mit rund 90 Prozent Recyclingbeton bauen. Laut Feess werden in den nächsten 50 Jahren rund 20 Milliarden Tonnen alter Baumaterialien durch Gebäudeabrisse anfallen, zurzeit sind es rund 60 Millionen Tonnen jährlich – wertvolles Material, das für Neubauten aufbereitet und eingesetzt werden kann. Recycling-Beton gibt es in zwei Klassen. Typ 1 enthält 90 Prozent Beton Recycling-Splitt 2/16 und 10 Prozent sonstiger Baustoffe-Recycling-Splitt 2/16. Beim Typ 2 ist der Anteil des Baustoff Recycling-Splitts auf 30 Prozent erhöht, das heißt, der Beton wird durch mehr Ziegel, Kalksand und Naturstein ein bisschen farbenfroher. Die Investition in eine sogenannte „Nassklassierung“ macht es Feess möglich, auch lehm- und schluffhaltige Baustoffe zu trennen und der Wiederverwertung zuzuführen. Ein sehr wertvoller, auf diese Weise gewonnener Rohstoff ist der NKA-Sand 0/2 oder 2/8, welchen er inzwischen an mehrere Betonwerke liefert. Selbst Gleisschotter oder Splitte können durch die Nassklassierung zu 90 Prozent wiederverwertet werden. „Alle diese Materialien müssten wir ansonsten teuer auf den immer weniger werdenden Deponien entsorgen“, erklärt Feess.
Ziel von Walter Fees, dem innovativen Kopf des Unternehmens ist es, bei zukünftigen Entscheidern die Ängste und Vorbehalte im Umgang mit Recycling-Produkten durch Beispiel-Projekte, Aufklärung und Weiterbildung im K3-Kompetenzentrum abzubauen. Nur so können Recycling-Baustoffe die Naturbaustoffe zukünftig mit voller Akzeptanz ersetzen.

Bodenmörtel spart zwei Arbeitsgänge
Ein weiteres innovatives Produkt das Firma Feess zusammen mit der Naturafix Minerals GmbH & Co. KG, ist sogenannter Flüssigboden oder Bodenmörtel. Dieser zeitweise fließfähige Mörtel verdichtet sich im Anschluss selbst. Das spart Planier- und Verdichtungsarbeiten und somit Zeit und Geld. Dennoch ist dieser Verfüllbaustoff auch noch nach Jahren grabbar und spatenfähig. Durch das minimale Schrumpfverhalten von kleiner zwei Prozent sind kraftschlüssige Verfüllungen möglich. Des Weiteren wird der Wurzeleinwuchs durch dieses Material reduziert, was vor allem bei der Verfüllung von Leitungsgräben enorme Vorteile bietet.

Dachgartensubstrate recyceln
Zusammen mit der Hauke Erde GmbH aus Remseck recycelt die Firma Feess wertvolle Dachgartensubstrate, die ansonsten auf die Deponie verbracht werden müssten. Auf dem Recyclinghof werden die einzelnen Komponenten in der Nassklassierung gewaschen, gereinigt, sauber getrennt und gehen danach zurück in den Wirtschaftskreislauf. Der mineralische Anteil dieser Substrate muss jedoch bei mindestens 70 bis 80 Prozent liegen, ansonsten funktioniert die Nassklassierung nicht. Der organische Anteil wird kompostiert, der mineralische Anteil dient erneut als Zuschlagsstoff bei der Substratherstellung. Das ist ein weiterer sehr wertvoller Beitrag zur Schonung von Rohstoffen und dient dem Umwelt- und dem Klimaschutz. Ein persönlicher Besuch des Recyclingparks inklusive der Sichtung aller Produkt ist nach Anmeldung jederzeit möglich.

Aktuelles aus der Branche
Die Anzahl der Mitgliedsbetriebe in der Region Stuttgart steigt weiterhin stetig und liegt derzeit bei 244 Fachfirmen. Der Unternehmens-Check aus dem Jahr 2018 zeigt, dass sich die betriebswirtschaftlichen Ergebnisse verbessert haben und im Moment zwischen 4 und 7 Prozent beim Ertrag liegen. „Das Transparenzregister dient der Erfassung der wirtschaftlichen Eigentümer von juristischen Personen im Zusammenhang mit dem Geldwäschegesetzt“, erklärt Andreas Baranski vom VGL und weist darauf hin, dass es sein kann, dass die Listung mit einem minimalen Beitrag von rund 2,50 Euro pro Jahr in Rechnung gestellt wird. In diesem Jahr gingen mit der BUGA in Heilbronn und der interkommunalen Remstalgartenschau gleich zwei gelungene Gartenschauen in Baden-Württemberg zu Ende. Zu dieser äußerst erfolgreichen Öffentlichkeitsarbeit kommen zahlreiche weitere Aktionen der Regionen mit Gartenmessen, Ausbildungsmessen, Freisprechungsfeiern, Nachwuchswettbewerben und Azubi-Tagen hinzu. Der VGL ist nach seinen Erfolgen bei Facebook und Instagram nun auch auf Twitter unterwegs und zwitschert seit kurzem bei der grünen Meinungsbildung unter: twitter.com/GaLaBau_BW mit. „Einen schönen Erfolg gibt es bei den Azubizahlen in Baden-Württemberg zu vermelden, denn diese sind nicht nur konstant, sondern mit 1.347 Ausbildungsverhältnissen im Jahr 2018 sogar leicht steigend“, freut sich Baranski über das Engagement der Ausbildungsbetriebe. Das DIN Taschenbuch 81 Landschaftsbauarbeiten ist mittlerweile mit zwei Bänden und 1.450 Seiten sehr umfassend und leider mit vielen, für den GaLaBau nicht unbedingt relevanten, DIN-Normen nicht nur beim Anschaffungspreis etwas aus den Fugen geraten. Unbedingt rät Baranski aber zum Er-werb der VOB 2019, die bei jedem GaLaBauer auf dem Schreibtisch liegen sollte. Der vom VGL ins Leben gerufenen azubi.help-App www.azubi.help.de haben sich vier weitere Landesverbände angeschlossen. Mit dieser App können sich die Azubis viele Fragen selbst beantworten und bei Problemen die entsprechenden Ansprechpartner finden, ihr Herz ausschütten und anonym um Rat und Unterstützung fragen. Betriebliche Unterstützung bietet die Möglichkeit, sich bei Bedarf einer neuen ERFA-Gruppe anzuschließen oder sich in eine bestehende zu integrieren. Interessierte sollten sich zeitnah beim VGL melden. Zurzeit sind 17 Gruppen mit insgesamt 147 Unternehmen in Baden-Württemberg aktiv. Beim Junioren-Seminar am 24. und 25. Januar 2020 in Pliezhausen gibt es noch wenige freie Plätze. Wer möchte, lernt hier das Handwerkszeug für die Unternehmensführung mit der Unternehmensberaterin José Flume und dem Berater Alexander Tockuss. Die Landesgartenschau im Jahr 2020 verspricht mit 13 Villen- und Schwimmenden Gärten ein weiteres Highlight in Überlingen am Bodensee zu werden.

Kollegengespräche sowie ein reger Austausch mit den anwesenden Fördermitgliedern und Mitarbeitern der Firma Feess, bildeten zusammen mit einem schwäbischen Vesper in den Räumen des Kompetenzzentrums einen informativen sowie gelungenen Veranstaltungsausklang.


Weitere Informationengibt es beim

Verband Garten-, Landschafts- und
Sportplatzbau Baden-Württemberg e. V.
Filderstraße 109/111
70771 Leinfelden-Echterdingen
Tel.: 0711/97566-0, Fax: 0711/97566-20
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